Published Sep 24, 2010 Ein weiteres interessantes Symbol in diesem Werk ist die Mad River Road, an der Lily und Emma wohnen. Zu Beginn der Geschichte fragen sich die beiden, warum die Strasse diesen Namen trage, schliesslich sei dort ja alles normal. Doch im Verlaufe der Lektüre erkennt der Leser, dass die Bewohner dieser Strasse, vor allem Lily und Emma, viele Geheimnisse haben, die sie mit Lügen zu verbergen versuchten. Beide sind in Verbrechen verstrickt, sind auf der Flucht und leben unter einem falschen Namen – absolut verrückt und machen so dem Strassennamen alle Ehre.
Interessant ist auch das Thema des Psychopathen. „Es gab nichts Befriedigenderes, als unmittelbar zu spüren, wie das Leben aus einem anderen Körper wich“, steht da beispielsweise bereits im Prolog, als Brad Fisher Gracie Hastings umbringt. Äusserst treffend zu diesem Thema auch die Definition des Psychopathen durch den Polizisten Jeff Dawson: „Das vollkommene Fehlen jeden Gewissens oder Schuldgefühls machen ihn gefährlicher als alle andern. Ausserdem ist er ein Chamäleon. Er wechselt seine Persönlichkeiten wie unsereiner die Kleidung… Er hat keine echten Gefühle, aber er ist ein Meister im Vortäuschen.“Alle diese Dinge passen absolut perfekt auf Brad Fisher zu, der sich extra für Jamie Kolleg so verstellt, dass sie glaubt, er sei ihr Traumprinz. Dadurch gelingt es ihm, sie soweit zu bringen, dass sie ihm blindlings vertraut und Dinge tut, die sie nie zuvor getan hat.
Ein zentrales Element in dieser Geschichte sind sicherlich auch die Lügen und die Tatsache, dass am Ende immer die Wahrheit siegen wird. Emma hat ihr ganzes Leben lang gelogen und dadurch versucht, sich Anerkennung zu verschaffen. Dies ist ihr jedoch nicht gelungen, im Gegenteil – sie hat ihre Ehe und dadurch auch ihr Leben ruiniert und später auch Freundschaft zu Lily aufs Spiel gesetzt. Erst am Ende schafft sie es, endlich die Wahrheit zu sagen. Ganz ähnlich verhält sich die Tatsache bei Lily, die lange Zeit nicht wahrhaben will, dass sie nicht Schuld ist am Tod ihres Bruders und dass ihr Ex-Mann ein perverser Psychopath ist. Doch auch sie erkennt am Ende, dass nur die Wahrheit sie weiterbringt und dass sie nur einen Neuanfang mit Jeff Dawson wagen kann, wenn sie reinen Tisch macht.
Das tönt ja alles ganz positiv, warum also nur 3 von 5 Punkten fragen Sie sich? Das liegt daran, dass die Ideen von Joy Fielding im Ansatz zwar sehr gelungen sind, doch die Umsetzung vermag mich nicht vollends zu überzeugen. Das Thema des Psychopathen finde ich sehr spannend, doch es wurde nur sehr oberflächlich behandelt und auch die restlichen Figuren haben relativ wenig Tiefgang. Auch die Tatsache, dass die meisten Personen eine komplexe und schwierige Vergangenheit aufweisen, kann nicht über die fehlende Tiefe hinweg täuschen. So kann sich der Leser nicht mit den Charakteren identifizieren und es kommt nie die angekündigte Spannung auf. Dennoch ist die Lektüre unterhaltsam und man will wissen, wie das Buch endet – doch auch dieses ist leider leicht vorhersehbar.