Rezension: Noch ein Tag und eine Nacht von Fabio Volo

Published Jun 25, 2012

„Noch ein Tag und eine Nacht“, so lautet der Romantitel des italienischen Autoren Fabio Volo. Seine Liebesgeschichte zwischen Michela und Giacomo vermag jedoch nicht zu überzeugen.

Giacomo ist im Berufsleben und bei Frauen erfolgreich. Immer wieder kriegt er die Frauen rum, doch eine richtige Beziehung kann er nicht eingehen. Dann fällt ihm jedoch in der Strassenbahn eine Frau auf, die er von da an jeden Tag beobachtet. Er schaut sie an, merkt sich jedes Detail, seine Fantasien spielen verrückt. Sie anzusprechen traut er sich jedoch nicht.
Nach einigen Monaten ist sie es, die ihn anspricht und zum Kaffee einlädt. Sie stellt sich ihm vor – ihr Name ist Michela – und sie kommen ins Gespräch. Es zeigt sich, dass der Tag ihres ersten Treffens Michelas letzter Tag in Italien ist, denn sie wandert aus geschäftlichen Gründen nach New York aus. Michela lädt Giacomo zu ihrer Abschiedsparty ein, er entscheidet sich aber – obwohl er nichts vor hat – nicht zu gehen. Er ist zu schüchtern. 
Von da an ist er wieder alleine. In der Strassenbahn vermisst er sie und auch sonst denkt er oft an sie. Mit den Frauen klappt es auch nicht mehr wie bis anhin. Bald schon wächst ihm alles über den Kopf und er entscheidet sich, nach New York zu fliegen und nach Michela zu suchen. Er findet sie, sie kommen zusammen und alles scheint perfekt. Doch dann macht Michela den Vorschlag, dass sie sich auf Zeit verloben und sich, wenn Giacomos Rückflug ansteht, ohne wenn und aber trennen.
Platt, mühsam und krampfhaft originell
Die Idee, der Verlobung auf Zeit ist der einzige Höhepunkt im gesamten Werk von Fabio Volo. Der Anfang liest sich gut, die Beschreibungen sind gefühlvoll und detailliert und man möchte wissen, wie sich die Geschichte zwischen Michela und Giacomo entwickelt. Sobald sich der Handlungsort aber nach New York verschiebt, wird die Erzählung platt.

Zu oft verliert sich Volo in Nebenhandlungen und Anekdoten, die für die eigentliche Geschichte völlig irrelevant sind und nur ablenken. Oftmals bleibt er auch zu lange bei einer Szene, hängt einige unnötige Sätze und Abschnitte an, was mit zunehmender Dauer des Werks mühsam wird. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Volo krampfhaft versucht, originell zu sein und eine aktuelle Form einer Liebesgeschichte zu entwickeln. Doch damit hat er sich definitiv übernommen. 

Vorhersehbarer Verlauf
Denn abgesehen von der Idee, durch die Verlobung auf Zeit das spielerische Element in die Beziehung hineinzubringen, ist in diesem Werk nichts wirklich Originelles zu finden. Es treffen sich zwei Personen per Zufall, er ist zu schüchtern, sie anzusprechen und als sie es tut, ist es zu spät. Dann macht er sich auf die Suche nach ihr, sie finden sich, mögen sich, kommen zusammen und erkennen, dass sie sich auf der exakt genau gleichen Wellenlänge befinden. Daraufhin kommen einige Schwierigkeiten auf das glückliche Paar zu und am Ende gibt es trotz allem ein Happy End. Genau nach diesem vorhersehbaren Schema verläuft auch die Handlung in „Noch ein Tag und eine Nacht“. 
Als Schlussfazit bleibt anzumerken, dass mich dieses Buch nicht überzeugt hat. Zu oft wirkt die Geschichte konstruiert und der Lesefluss wird gestört von unsinnigen Einschüben. Auch das überraschende, unerwartete Element fehlt und der an sich gute Gedanke der „Verlobung auf Zeit“ geht so leider unter. Weniger wäre mehr gewesen… (fba)



Bibliografische Angaben:

Titel: Noch ein Tag und eine Nacht
Autor: Fabio Volo
Seiten: 298
Erschienen: 2011
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257240902
ISBN-13: 978-3257240900
Bewertung: 

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