Rezension: Mit brennender Geduld von Antonio Skármeta

Published Jun 16, 2010

„Mit brennender Geduld“ ist eines der Werke des chilenischen Autoren Antonio Skármeta, welches auch in unseren Breitengraden einigen bekannt sein dürfte. Das Werk handelt von der tiefen Freundschaft zweier unterschiedlicher Charaktere und kann als Hommage an den chilenischen Dichter und Volkshelden Pablo Neruda verstanden werden. 

Mario Gimenez ist 17 Jahre alt, nicht wahnsinnig intelligent und von Beruf Briefträger. Pablo Neruda dagegen ist ein angesehener und populärer Dichter, der den Nobelpreis der Literatur gewann und sogar für das Amt des Chilenischen Präsidenten kandidierte. Bereits an dieser kurzen Beschreibung der Hauptfiguren des Werks sind die grossen Unterschiede zu erkennen und dennoch schafft es Skármeta eine glaubwürdige Freundschaft zwischen den beiden entstehen zu lassen. Es gibt viele kleine Details, die für die Freundschaft sprechen und die gegenseitige Wertschätzung erkennen lassen. So machte Mario beispielsweise Pablo zu seinem Trauzeugen und nannte seinen Sohn Pablo. Auf der anderen Seite schickte Pablo Mario die erste Karte seines Lebens, bezeichnet ihn als seinen einzigen Freund und schickt ihm französische Lieder, damit er sich ein Bild von Frankreich machen kann. 
Hommage an Neruda
Pablo Neruda ist die zentrale Figur im Werk von Skármeta. Seine Texte werden zitiert und ihre Wirkung auf Beatriz und das gesamte Chilenische Volk bei den Wahlveranstaltungen ist riesig. Auch seine Nominierung und Wahl zum Nobelpreisträger der Literatur wird behandelt und seine Kandidatur als Chilenischer Präsident ist ein wichtiges Thema. Neruda wird, trotz seines grossen Erfolgs, als bodenständiger und volksverbundener Mann beschrieben. Daher auch seine Freundschaft mit dem Fischerjungen Mario – einem Mann des einfachen Volkes.

Ebenfalls eine Eigenheit von Neruda ist seine Verbundenheit mit seinem Heimatland Chile, das sich in seiner Sehnsucht nach der Isla Negra widerspiegelt und darin, dass er Mario beauftragt, die Geräusch der Insel auf Tonband aufzunehmen und sie ihm nach Paris zu schicken, wo er als Botschafter arbeitete. Neruda wird von Skármeta zum Aushängeschild und zur Identifikationsfigur einer ganzen Nation gemacht. 

Chilenische Geschichte
Auch die politische Entwicklung des Südamerikanischen Landes wird thematisiert und ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Neruda muss die Insel und damit auch Mario mehrmals verlassen, um an Wahlkampfveranstaltungen teilzunehmen. Auch wird der Wahlsieg von Allende überschwänglich gefeiert. Am Ende jedoch siegt die Diktatur, was von Skármeta scharf kritisiert wird. Die Isla Negra, die Heimat von Neruda und Mario, wird von den Regierungstruppen besetzt und kontrolliert. Kurze Zeit später stirbt Neruda und Mario wird von Soldaten abgeführt. In der Folge hörte man nichts mehr von Mario und auch nicht von seinem Werk – ein starker Seitenhieb an die Diktatur unter Pinochet und die vielen Menschen die dabei auf unerklärliche Weise verschwanden. 
Geduld prägt den Lebensweg von Mario
Die brennende Geduld, welche sowohl im deutschen als auch im spanischen Originaltitel erwähnt wird, ist sicherlich auch ein zentrales Thema. Mario muss oftmals in seinem Leben viel Geduld aufbringen, um seine Ziele zu erreichen. Er braucht viel Geduld bis er endlich das Herz von Beatriz erobern konnte, lange musste er auch warten, bis Neruda aus Paris zurückkam und am meisten Geduld benötigte er, bis er fähig war, ein eigenes Gedicht zu schreiben. Bei den ersten Begegnungen mit Neruda unterhielten sie sich über Metaphern und wie man diese bildet. Neruda erklärte ihm, wie es geht und am Ende des Werks gelingt es Mario dann, da er einen Preis gewinnt mit einem eigenen Gedicht, mit eigenen Metaphern. Die Geduld zahlt sich am Ende also in allen Belangen aus. 
Die Geschichte die Skármeta erzählt, vermag zu gefallen und überzeugt mit ihrer Authentizität und Ehrlichkeit, doch irgendwie will während des Lesens keine richtige Spannung auf. Das Werk ist eher eine Hommage an Neruda und an Chile, als dass es von einer spannenden und interessanten Handlung leben würde – Schade.
(fba)

Bibliografische Angaben:


Titel: Mit brennender Geduld (span. „El cartero de Pablo Neruda (ardiente paciencia))
Autor: Antonio Skármeta
Seiten: 149
Erschienen: 1983
Verlag: Piper
ISBN-10:  3492226787
ISBN-13: 978-3492226783
Bewertung: 

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