Rezension: Julian Assange – Der Mann, der die Welt verändert von Carsten Görig und Kathrin Nord

Published Sep 28, 2011

„Julian Assange – Der Mann, der die Welt verändert“ so lautet der Titel dieses Werks. Den Namen Julian Assange kennen die meisten, doch wissen Sie auch, was es mit dem geheimnisvollen Australier auf sich hat und wie die Enthüllungsplattform Wikileaks entstanden ist? Die Antworten sind in diesem Werk zu finden.

Julian Assange ist seit seiner Kindheit stets auf der Flucht. Gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Stiefbruder durchquert er ganz Australien und verpasst so auch viel seiner regulären Schulzeit. Er bringt sich deshalb vieles selber bei, liest viel und erkennt schnell, dass er ein grosses Talent im Umgang mit Computern besitzt. Bereits in jungen Jahren macht sich Assange einen Namen in der Australischen Hackerszene und bereits damals ist sein Hass auf die Autoritäten und Supermächte zu erkennen. 2006 gründet er die Enthüllungsplattform Wikileaks, die ihm aber nicht den gewünschten Erfolg einbringt. Als sie beinahe von der Bildfläche verschwunden wäre, entschliesst sich Assange mit Wikileaks neue Wege zu gehen. Er gibt die Objektivität und die Neutralität Preis. Eine Entscheidung, die vielleicht der Anfang vom Ende von Wikileaks ist. 
Hoher Informationsgehalt
Ich wollte dieses Buch lesen, weil ich den Anfang der ganzen Geschichte rund um Assange und Wikileaks verpasst habe und nachher nie mehr so richtig rein fand. Ich erhoffte mir, dass ich etwas über den Australier erfahre, über seine Person, seine Absichten und Ideen hinter Wikileaks und was an den Vergewaltigungsvorwürfen und Verschwörungstheorien dran ist. Auf alle meine Fragen fand ich in diesem Werk eine Antwort. Görig und Nord haben es geschafft, die viele Fakten und Daten rund um das Thema Wikileaks zu sortieren und zu einer leicht zu lesenden Lektüre für jedermann zu machen. Objektiv, neutral und informativ – genau so wie es sein sollte.

David gegen Goliath
Im Buch wird sehr schön aufgezeigt, wie Assange mit einer kleinen Gruppe von verbündeten Aktivisten die Supermacht USA, aber auch Grossbanken und religiösen Gruppen das Fürchten lehrt. Es ist das typische Muster von David gegen Goliath, dass Assange in der Bevölkerung beliebt macht. Die Leute mögen es, wenn sich jemand gegen die Mächtigen der Welt auflehnt und aufdeckt, was diese unter den Teppich wischen wollen. Dass Wikileaks selber aber umstritten ist und Anlass zu Spekulationen bietet, wird dabei oft ignoriert. 
Wikileaks rühmt sich damit, eine Enthüllungsplattform zu sein und setzt sich für die völlige Transparenz ein, doch selber halten sie sich nicht daran. Niemand weiss, wer in der Organisation mitarbeitet, ebenso ist unklar, wer die veröffentlichten Dokumente auswählt und woher die finanziellen Mittel für das Projekt kommen. Assange macht keine Anstalten, diese Informationen preis zu geben, was für den neutralen Beobachter schon ziemlich paradoxe Züge annimmt.

Umstrittene Persönlichkeit
Man kann über Assange sagen, was man will, aber eines muss man ihm lassen: Er hat die Welt verändert. Er hat die Art und Weise wie berichtet wird, er hat den Journalismus verändert. Dennoch ist der Australier eine höchst umstrittene Persönlichkeit. Die Gratwanderung zwischen Hacker und Journalist, als den er sich selber bezeichnet, ist gering. Zudem ist auch sein Führungsstil äusserst fragwürdig. Laut Aussagen von Domscheit-Berg und anderen Wikileaksaussteigern ist Assange egoistisch und rechthaberisch. Jegliche Kritik an seiner Person weist er von sich und sieht überall Verschwörungstheorien. So auch hinter den Vergewaltigungsvorwürfen der zwei Schwedinnen. Er glaubt, dass die CIA dahinter steckt und man ihn so aus dem Weg räumen will.
Auch das eigentlich Ziel von Wikileaks hat Assange in letzter Zeit ziemlich aus den Augen verloren. Die Objektivität und die Neutralität der Berichte, die veröffentlicht werden, hat im Jahr 2010 mit der Veröffentlichung des Videos „collateral dammage“ geendet. Wikileaks ergreift plötzlich Partei, ist nicht mehr objektiv. Diese Veränderung hat viele Kritiker auf den Plan gerufen und einige Mitarbeiter dazu veranlasst, sich von Wikileaks abzuwenden. Doch Assange lässt sich davon nicht beirren, im Gegenteil. Er macht sich zum alleinigen Gesicht von Wikileaks und geniesst das Interesse der Öffentlichkeit.

Allen, die mehr über Assange, Wikileaks und die Probleme der Plattform wissen wollen, kann ich dieses Buch sehr empfehlen. (fba)
Bibliografische Angaben:

Titel: Julian Assange – Der Mann, der die Welt verändert
Autor: Carsten Görig und Kathrin Nord
Seiten: 176
Erschienen: 2011
Verlag: Scorpio
ISBN-10: 3942166283
ISBN-13: 978-3942166287
Bewertung: 

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