Rezension: Ein perfekter Freund von Martin Suter

Updated Nov 4, 2017

„Ein perfekter Freund“ ist nach „Small World“ und „Die dunkle Seite des Mondes“ der dritte und letzte Teil der neurologischen Trilogie des Erfolgsautoren Martin Suter. Wie in den ersten beiden Teilen ist es auch in diesem Buch die Suche nach der Identität, die im Zentrum des Romans steht und mit einer Kriminalgeschichte verknüpft wird.

Wenn man alle drei Teile der Trilogie liest, dann stellt man schnell fest, dass sich die Themen und Motive wiederholen. Auch in diesem Werk ist es der Protagonist, Fabio Rossi, der sein Gedächtnis verliert und sich nun auf die Suche nach seiner Identität machen muss und auch diesmal ist es ein spannender Krimi, der die Oberschicht und die Wirtschaft für ihre kriminellen Machenschaften anprangert. Ein weiterer sozialer Kritikpunkt ist, dass Geld den Menschen den Kopf verdreht, sie verändert und sie ihre eigenen Prinzipien über Bord werfen lässt – oder im Falle von Rossi seinen besten Freund verlieren lässt.

Suche nach der Vergangenheit

Sieht man jedoch über diese Ähnlichkeiten hinweg, ist „Ein perfekter Freund“ ein sehr gelungener Roman. Mit der Ausgangslage, dass sich der Journalist Fabio Rossi an fünfzig Tage seines Lebens nicht mehr erinnern kann, jedoch erfährt, dass er sich in dieser Zeit grundlegend verändert hat, ist von Beginn weg für Spannung gesorgt.

Gekonnt und oftmals auch mit einer Prise Humor schildert Suter die Bemühungen von Rossi, seinen Lebenswandel zu rekonstruieren und zu verstehen. Interessant ist dabei die Tatsache, dass man als Leser immer genau gleich viel weiss wie Rossi und man sich daher öfters dabei ertappt, dass man die gleichen Gefühle wie die Hauptperson entwickelt. So beginnt man beispielsweise den besten Freund von Rossi, Lucas Jäger, zu hassen und hat das Gefühl, dieser hätte ihn hintergangen. Umso brutaler trifft einem am Ende die Erkenntnis, dass eben dieser Lucas Jäger, den man vorher selber noch verurteilt hatte, der perfekte Freund war, der alles getan hat, um Rossi das Leben zu retten. Die Moral: Keine vorschnellen Urteile fällen!

Die zweite Chance gepackt

Der für Suter so typische Moralanspruch darf natürlich auch in diesem Werk nicht fehlen. Der erfolgreiche Journalist Fabio Rossi liess sich von den Korruptionsspielchen der Pharmaindustrie einwickeln und war bereit, seine Pflicht als Journalist zu vernachlässigen und dafür eine ansehnliche Summe Geld zu kassieren. Er veränderte sich, wandte sich von seinen Freunden ab, interessierte sich nur noch fürs Geld und hatte das Gefühl, etwas Besseres zu sein.

Durch den Unfall und den damit verbundenen Gedächtnisverlust hat Rossi jedoch eine zweite Chance erhalten, sich zu ändern und wieder er selbst zu werden. Dass er aber durch sein Verhalten seinen perfekten Freund verloren hat, dürfte ihn immer an seinen Fehler erinnern und kann als Strafe für sein schlechtes Verhalten angesehen werden. Als kleine Wiedergutmachung und auch zur Beruhigung des eigenen Gewissens veröffentlichte Rossi seine bisher grösste Story unter dem Namen seines Freundes Lucas Jäger, der für ihn sein Leben gelassen hatte.

Wie man an der Länge der Rezension unschwer erkennen kann, lässt das Werk „Ein perfekter Freund“ nicht viel Platz für Interpretationen und Spekulationen. Suter löst zum Ende hin alles minutiös auf und lässt kaum Fragen mehr offen, dennoch regt das Werk den Leser wegen seines nur teilweisen Happy Ends zum Nachdenken an – für alle, die unterhaltsame und spannende Kriminalgeschichten mit Tiefgang mögen, ist diese Werk sehr empfehlenswert.

Bibliografische Angaben

Titel: Ein perfekter Freund
Autor: Martin Suter
Seiten:  337
Erschienen: 2002
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257233787
ISBN-13: 978-3257233780
Bewertung:


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