Updated Dez 14, 2017 „Der Goalie bin ig“ ist ein im Dialekt verfasster Roman des Schweizer Autoren Pedro Lenz. Ein Werk, das nicht in erster Linie von der Handlung lebt, sondern viel mehr von den Charakteren, der Stimmung und der Schreibweise. Ernst, der von allen nur „Goalie“ genannt wird, wird nach einem Jahr aus dem Gefängnis in Witzwil entlassen und kehrt in seine Wohngemeinde Schummertal zurück. Wegen eines Drogendeals musste er hinter Gitter, auch wenn er selbst nicht genau wusste, wie er in die Sache hinein gerutscht ist. Sein Freund Ueli hat ihm mit Hilfe seines Vaters eine Wohnung organisiert. Goalie ist dankbar dafür und will nach seiner Rückkehr die Chance nutzen und sich ein normales Leben aufbauen. Er sucht sich einen Job und arbeitet fortwährend für die Spedition einer Druckerei. Dem Drogenkonsum schwört er ab, genauso dem Dealen. Dafür versucht er mit allen Mitteln bei der hübschen Kellnerin Regula, die in seiner Stammkneipe „Maison“ arbeitet, zu punkten. Doch das Ganze verkompliziert sich, als Goalie wieder beschuldigt wird, etwas mit Drogen am Hut zu haben. Ein Roman im Dialekt? Kann das gut gehen? Das habe ich mich vor der Lektüre von „Der Goalie bin ig“ gefragt. Trotzdem hat es mich gereizt, den Versuch zu wagen. Um es vorweg zu nehmen: Es hat sich gelohnt. Es ist nicht die Handlung, mit der Lenz in seinem Roman zu punkten vermag. Denn wenn wir ehrlich sind, ereignet sich nicht allzu viel in dieser Geschichte. Dafür – und das ist der grosse Vorteil des Dialekts – gelingt es Lenz, die Gefühlswelt der Charaktere, genauso wie deren Eigenheiten sehr eindrücklich herauszuarbeiten. Vor allem deshalb, weil er im Dialekt Stilelemente und Ausdrucksweisen verwenden kann, die es in der Standardsprache schlicht nicht gibt. Auch das Milieu, in dem sich die Hauptcharaktere bewegen, vermag Lenz sehr schön zu skizzieren. Wie bereits angesprochen, ereignet sich nicht sehr viel in der Erzählung. Am Ende schliesst sich der Kreis wieder und der Goalie konsumiert gelegentlich wieder Drogen. Trotz seinem Wegzug aus Schummertal konnte er der Szene nicht ganz entkommen. Auch Kellnerin Regula ist wieder zu ihrem Freund Budi zurückgekehrt, obwohl dieser sie geschlagen hatte. Und auch alle anderen Charaktere, die in den Drogendeal verwickelt waren, sind weiterhin Bestandteil der Szene. Diese Tatsache vermag zwar langweilig zu erscheinen, passt jedoch zur Beschreibung des Milieus, wie sie Lenz in seinem Roman liefert. Die Erzählung lebt von der Figur des Goalies. Ein Mann Anfang dreissig, der in seinem Leben schon viele Rückschläge verkraften musste. Ein Mann, der sein Elend und seine Probleme durch das Erzählen von Geschichten kaschiert. Darin ist er gut, sehr gut sogar. Es ist beinahe so, als ob das Geschichten erzählen die einzige Kommunikationsform ist, die der Goalie kennt. Und das Interessante daran: Lenz nutzt diese Fähigkeit seines Protagonisten, um beinahe die gesamten Handlung seines Romans mit Hilfe der Geschichten des Goalies zu erzählen. „Der Goalie bin ig“, dieser Titel impliziert, dass der „Goalie“ eine Rolle ist, die der Protagonist der Geschichte auf sich genommen hat. Es ist die Rolle des Sündenbock, des Schuldigen. Und diese Rolle trägt der Goalie seit seiner Kindheit. Den Namen hat er bekommen, weil er sich einst bei einem Fussballspiel für den Goalie, der eine miserable Leistung gezeigt und deswegen von seinen Teamkollegen hätte verprügelt werden sollen, eingesetzt hatte. Statt des Goalies kassierte er die Prügel. Die Rolle des Sündenbocks zieht sich seither durch das Leben des Goalies. Beispielsweise wird er für einen Drogendeal seiner Kollegen geopfert und er wird beschuldigt, Drogen im „Maison“ gelagert zu haben. Die Figur des Goalies ist also ein typischer Antiheld, der jedoch perfekt in die Erzählung von Lenz passt. Titel: Der Goalie bin ig Der Goalie bin ig von Pedro Lenz auf Amazon bestellen. Mehr Möglichkeiten dank dem Dialekt
Geschichten erzählen
Bibliografische Angaben
Autor: Pedro Lenz
Seiten: 192
Erschienen: 2014
Verlag: Der gesunde Menschenversand
ASIN: B00K1F6080
Bewertung: 3/5