Published Dez 4, 2010
Published Dez 4, 2010„Axolotl roadkill“ ist der erste, viel gelobte Roman der jungen Deutschen Helene Hegemann. Ich habe ihn nun auch gelesen und er hat bei mir eine geteilte Meinung hinterlassen.Die Geschichte handelt von der 16-jährigen Mifti, die in Berlin lebt, die Schule abgebrochen hat und unter dem Verlust ihrer alkoholkranken Mutter leidet. Sie lebt zusammen mit ihren Geschwistern und rennt von einem Drogenexzess zum nächsten, von einem sexuellen Abenteur zum anderen und verliert so jeglichen Bezug zur Realität.Kein roter Faden ersichtlichEs war stets sehr schwer der Handlung zu folgen und zu verstehen, was Mifti gerade wiederfuhr, denn die Geschichte hat keinen roten Faden. Es ist eine Aneinanderreihung von verschiedenen Episoden aus dem Leben von Mifti, die in keiner erkenntlichen Reihenfolge erzählt werden. Es ist auch keine Entwicklung in der Figur von Mifti festzustellen, was es noch schwerer macht, einen Zusammenhang zu erkennen. Auch sonst ist das gesamte Werk eher als Momentaufnahme zu betrachten, denn als Erzählung.Obwohl es sehr schwer ist, der Handlung zu folgen, wird man gut unterhalten, was vor allem am unbestrittenen Schreibtalent der jungen Autorin liegt. Wie Hegemann die Szenen miteinander verbindet ist abstrus aber genial und auch die Dialoge sind oftmals fern von jeglicher Logik, aber dennoch lesenswert. Ein Beispiel dazu:„Warum hast du mir keine SMS geschickt? Good day to rassle, wrestle and fight or gunpunching.“ „Was?“ „Ja, Mifti, mich hat da mal jemand gefragt, ob er mir so’ne krasse Mittelaltergabel ins Brustbein rammen darf. Hab mich natürlich unaufdringlich dagegen zur Wehr gesetzt und so getan, als müsse ich dringend zu Bar – das macht man ja immer, so tun als müsse man dringend zur Bar -, aber diese Situation hat mir ein weiteres Mal vor Augen geführt, dass alles möglich ist. Du kannst nicht nur Auberginen in Arschlöcher versenken, du kannst auch versuchen, vier Metallspitzen in das Fleisch unter dem Kiefer einer Unbekannten zu rammen.“Diese Beispiel zeigt sehr schön die verschiedenen Stilelemente auf, die Hegemann verwendet: Dialekt, Fremdsprachen, Absurdes, Fluchwörter und oftmals auch den sogenannten „stream of conciousness“.Drogen, Sex, Alkohol und nicht erwachsen werdenInhaltlich betrachtet stehen vor allem die Drogen- und Sexeszesse von Mifti, wie auch ihre schwere Kindheit im Zentrum. Dabei wird auch sehr oft die spezielle Beziehung zwischen Mifti und ihrer Mutter, die Alkoholikerin war, thematisiert. An dieser Stelle möchte ich auch noch den Titel „axolotl roadkill“ erklären. Ein Axolotl ist ein Tier, welches immer im Lurchstadium bleibt, also nie erwachsen wird. Genau dies ist auch das Ziel von Mifti: Nicht erwachsen werden. Als ihr Vater ihr Tagebuch las, sagte er, Mifti schreibe wie ein roadkill, also wie ein angefahrenes Tier. Ich denke dieser Titel beschreibt nicht nur die inhaltlichen, sondern auch gleich noch die stilistischen Aspekte des Werks äusserst gelungen.Alles in allem ist es ein Werk, welche vor allem von der sprachlichen und stilistischen Seite her betrachtet gelungen ist, während die Handlung eher zu kurz kommt.(fba)Bilbiografische Angaben:Titel: Axolotl RoadkillAutor: Helene HegemannSeiten: 208Erschienen: 2008Verlag: UllsteinISBN-10: 3550087926
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