Rezension zu 9 Tage wach von Eric Stehfest und Michael J. Stephan

Rezension: 9 Tage wach von Eric Stehfest und Michael J. Stephan

Der Spiegel Bestseller „9 Tage wach“ ist die Biografie von Eric Stehfest, der als TV-Darsteller in der Erfolgsserie „GZSZ“ bekannt geworden ist. Stehfest gewährt darin einen schonungslosen Einblick in seine Drogenvergangenheit.

„Ein Buch wie ein Rausch“ steht auf der Rückseite des Werks, das Eric Stehfest gemeinsam mit Michael J. Stephan verfasst hat. Diese Beschreibung trifft es ganz gut – sowohl inhaltlich, als auch formal. Das ist zugleich die Stärke, aber auch die Schwäche des Buches.

Stehfest schreibt direkt und schonunglos ehrlich. Beschönigt wird nichts. Genauso wenig wird um den heissen Brei herum geredet. Auf los geht’s los. Auf eine Einleitung und lange Beschreibungen wird verzichtet. Stehfest nimmt den Leser von der ersten Seite an mit auf eine Reise durch seine Vergangenheit.

Inhalt und Form aufeinander abgestimmt

Und dabei hat er viel zu erzählen: Seine Jugend ist schon früh geprägt von Drogen und Gewalt. Bereits vor seinem 18. Geburtstag hat Stehfest Kokain und Meth konsumiert, regelmässig Nächte durchgefeiert, wurde von der Polizei verwarnt und gebüsst und war immer wieder in Schlägereien verwickelt.

Stehfest springt bei seinen Erzählungen von einem Ereignis zum nächsten. Dabei kommen immer wieder neue Orte und Namen vor, so dass es nicht ganz einfach ist, den Überblick zu behalten. Insbesondere auch deshalb, weil einige Charaktere nur ganz kurz auftauchen und dann nie mehr erwähnt werden. Stehfest benutzt eine einfache und bildhafte Sprache, schreibt oft in kurzen Sätzen. Ein Schreibstil, der sehr gut zum Inhalt passt. Ein Buch wie im Rausch eben. Und irgendwie passt es daher auch, dass man als Leser zuweilen etwas verwirrt ist und nicht immer alle Handlungsstränge versteht. Vor allem auch deshalb, weil die Erzählung nicht immer chronologisch ist, sondern immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit und die Familiengeschichte aufweist.

Roter Faden ist die Schauspielerei

Was sich aber wie ein roter Faden durch das gesamte Werk zieht, ist die Schauspielerei. Schon in der Schule hat Stehfest seine Begeisterung für das Theater entdeckt. Später hat er die Schauspielschule in Leipzig und Berlin besucht und hat schliesslich auch eine Karriere als Schauspieler eingeschlagen. Zudem produziert er mit einigen Freunden auch selber Filme. Dies im Rahmen des Projekts „Station B 3.1“, bei dem er auch seine Frau Edith kennen gelernt hat.

In seiner Biografie spielt die Schauspielerei also eine zentrale Rolle. Nicht nur inhaltlich sondern auch formell. Immer wieder streut Stehfest in seinen Erzählungen Passagen und Ausschnitte ein, die aus Theaterstücken stammen, die er gespielt, oder aus Werken, die er gelesen hat.

Obwohl das Buch an einigen Stellen nicht immer vollständig zu verstehen war und einige Passagen etwas wirr waren, hat es mich überzeugt. Es gewährt einen schonungslosen Einblick in eine Welt, die direkt vor unserer Haustür stattfindet, vor der wir aber noch immer viel zu oft gar nichts mitbekommen oder nichts mitbekommen wollen. Dies zeigt die Biografie von Eric Stehfest eindrücklich auf, ohne dass die Autoren dabei einen belehrenden Ton anschlagen. Vielmehr ist es eine ehrliche und direkte Dokumentation einer Welt, die für Aussenstehende unverständlich, abstossend und faszinierend zugleich ist.

Bibliografische Angaben

Titel: 9 Tage wach
Autor: Eric Stehfest und Michael J. Stephan
Seiten: 288
Erschienen: 2017
Verlag: Edel Books
ISBN-10: 3841905188
ISBN-13: 978-3841905185
Bewertung: 4/5


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