Inhaltsangabe: Die Einsamkeit der Primzahlen von Paolo Giordano

Published Aug 17, 2011

Inhalt

Alice Della Rocca hasst Ski fahren und ihren Vater. Trotzdem geht sie ihrem Vater zu Liebe auf die Piste und verletzt sich bei einem Unfall. Bei schlechter Sicht fährt sie alleine den Hang hinunter und stürzt im Tiefschnee. Von diesem Tag an hat sie ein steifes Bein und macht ihren Vater dafür verantwortlich. Das Verhältnis zwischen den beiden ist äusserst angespannt. In der Schule ist Alice eine Aussenseiterin und macht auch keine Anstalten, sich zu integrieren. Sie findet sich selber hässlich und fett und beginnt daher zu hungern. Die Essprobleme verstärken sich noch, als Viola, die Anführerin der angesagtesten Mädchengang der Schule, sich plötzlich für Alice zu interessieren beginnt. In der Umkleidekabine kommt es dann zum traurigen Höhepunkt. Die Mädchen zwingen Alice ein Bonbon zu essen, an dem der Staub und Dreck der Garderobe klebt. Alice tut es, den Geschmack vergisst sie aber nie mehr. Von diesem Tag an ist Viola jedoch wie ein umgekehrter Handschuh und kümmert sich um Alice. Sie gehen gemeinsam shoppen und Viola will Alice auch helfen, endlich einen Jungen zu küssen. Alice spielt mit, aus Dankbarkeit, dass sich endlich jemand für sie interessiert. Gemeinsam wählen sie Mattia als Jungen aus, den Alice küssen soll.
Mattia Balossino ist ein äusserst intelligenter Junge. Seine Zwillingsschwester Michela hingegen, hatte seit ihrer Geburt enorme Probleme. Sie konnte die einfachsten Dinge nicht, konnte kaum sprechen und im Alter von fünf Jahren war sie nicht in der Lage ein Quadrat von einem Kreis zu unterscheiden. Mattia, der immer alles mit Michela machen musste, wurde so auch immer mehr zum Aussenseiter. In der Schule waren sie unbeliebt, weil Michela immer wieder peinliche Auftritte hinlegte. Als die beiden dann doch einmal zu einer Geburstagsparty eingeladen werden, entschliesst sich Mattia, Michela im Park alleine warten zu lassen. Nach der Party will er sie abholen, doch sie ist spurlos verschwunden. Niemand hat je wieder etwas von ihr gehört. Von diesem Tag an wird Mattia von den Schuldgefühlen geplagt und zieht sich zurück. Er hat keine Freunde und seine Lehrer befürchten, dass er sich das Leben nehmen könnte. Dies deshalb, weil er sich selbst zu verletzen beginnt. Einmal schneidet er sich gar in der Schule, vor den Augen aller, mit einem Skalpell quer über die Handfläche. Von diesem Tag an gilt er als Freak. Als ihn Viola und Alice zur Party einladen ist er völlig überrascht und will zuerst nicht gehen. Schliesslich willigt er aber doch ein.

Auf der Party will Alice Mattia dazu bringen, sie zu küssen, doch ihn interessiert das Ganze nicht und so verlassen sie das Zimmer bald wieder und kommen zurück zur Party – Hand in Hand. Dies stört Viola extrem, denn obwohl sie angeblich schon viele Männer hatte, hatte sie noch keinen gefunden, mit dem sie Hand in Hand herumlaufen konnte. Aus Neid auf Alice, lässt sie diese wie eine heisse Kartoffel fallen. Alice und Mattia freunden sich an und verbringen viel Zeit gemeinsam, doch sprechen tun sie nur sehr selten. Ihre Freundschaft ist geprägt von gegenseitigem Verständnis und funktioniert ohne grosse Worte. Dies geht auch auf der Uni so weiter. Mattia schreibt in seinem Mathematikstudium nur Bestnoten. Was ihn am meisten interessiert, sind die Primzahlen, weil sie so speziell sind und je höher man zählt, umso seltener und einsamer werden – genau wie er und Alice. Was aber noch seltener ist, sind sogenannte Zwillingsprimzahlen, zwei Primzahlen, die nur von einer geraden Zahl getrennt sind. Er sieht sich und Alice als solches Paar. Bald schon macht Mattia seinen Abschluss. Er hält es jedoch nicht für nötig, Alice zur Diplomfeier einzuladen, was diese äusserst wütend macht. Sie kommt trotzdem und nach der Feier fahren sie gemeinsam durch die Stadt. Zufälligerweise hält Alice genau in dem Park, in dem Mattia seiner Zeit Michela zurückgelassen hatte. Zum ersten Mal in all den Jahren erzählt Mattia von seiner Schwester. Alice ist geschockt und um ihn abzulenken, küsst sie ihn. Die beiden sind verliebt, doch nach dem Kuss meldet er sich nicht mehr. Von einer Uni in England bekommt er ein interessantes Jobangebot und Alice, deren Mutter im Sterben liegt, freundet sich mit einem Arzt an. Beim nächsten Treffen sind beide sicher, dass sie dem anderen ihre Gefühle offenbaren wollen, doch es kommt ganz anders. Aus dem Treffen resultiert die Tatsache, dass Mattia nach London zieht und Alice mit Fabio, dem Arzt, zusammen kommt.
Neun Jahre hören die beiden beinahe nichts voneinander. Mattia führt ein einsames, abgeschiedenes Leben und interessiert sich nur für seine Arbeit. Alice arbeitet mittlerweile als Fotografin und hat Fabio geheiratet. Doch die Ehe funktioniert nicht und zerbricht an Alice Essstörungen, an denen sie seit der Schule leidet. Nach mehreren Wochen Trennungsschmerz geht sie wieder zur Arbeit. Ihr Chef, zu dem sie ein gutes Verhältnis hat, erschrickt, als er sieht, wie abgemagert Alice ist. Er will sie ins Krankenhaus bringen, doch Alice weigert sich. Dann geht sie aber trotzdem hin, wartet jedoch vor der Glastür. Plötzlich glaubt sie Michela zu erkennen. Sie ist völlig aus dem Häuschen, doch aufgrund der Unterernährung und der Aufregung, bricht sie zusammen. Als sie wieder aufwacht, ist Michela verschwunden. Dennoch ist Alice sich sicher, dass es Michela war und schreibt Mattia, er müsse sofort zu ihr kommen. Ein paar Tage später steht Mattia bei Alice vor der Tür. Die alte Vertrautheit ist sofort wieder da und beide spüren, dass es das Richtige wäre, wenn sie jetzt zueinander finden würden. Doch erneut schaffen sie es nicht. Alice ist sich auch plötzlich nicht mehr sicher, ob sie wirklich Michela gesehen hat oder nicht und sagt Mattia nichts. Dieser verschwindet schon nach ein paar Stunden wieder in Richtung England und hat nur noch seine Arbeit im Kopf. Die Einsamkeit macht ihm nichts aus, genauso wie auch Alice nicht, die jetzt ohne Fabio und ohne Mattia dasteht, aber dennoch das Gefühl hat, ihre Zukunft meistern zu können.

Charakteranalyse 
Alice Della Rocca: Alice war seit ihrer Kindheit eine Aussenseiterin. Das begann schon damit, dass sie sich in der Skischule in die Hose gemacht hat und sich dafür schämte. So kam es auch zum Unfall, denn aus lauter Scham fuhr sie alleine den Hang hinunter und stürzte. In der Folge zog sie sich komplett zurück, fühlte sich fett und hässlich. Sie begann zu hungern, um so hübsch und beliebt zu werden wie Viola und ihre Kolleginnen. Als sich dann eben diese Viola für sie zu interessieren beginnt, schwebt sie auf Wolke sieben. Sie lässt sich sogar ohne das Wissen ihres Vaters ein Tattoo stechen – eine violette Blume. Bald schon bereut sie es und bittet Mattia, der sich mit Ritzen und Schneiden auskennt, ihr das Tattoo zu entfernen. Damit beginnt eine ganz spezielle Freundschaft, in der es immer Alice ist, die den aktiven Part übernimmt. Doch auch sie schafft es nicht, dass sie zu einem Paar werden.
Die Essstörungen bekommt sie nie in den Griff und aus diesem Grund setzt auch ihre Menstruation aus. Genau dieses Problem wird ihr mit Fabio, der gern Kinder möchte, zum Verhängnis. Die Situation eskaliert und es kommt zur Trennung. Alice ist wieder allein und hat nur noch die Fotografie. Sie ist sich auch nicht mehr sicher, ob sie wirklich Michela gesehen hat oder nicht, vielleicht hat sie sich auch nur gewünscht, Mattia wäre da und Michela war der perfekte Grund, um ihn aus England zu holen. Doch am Ende ist sie wieder allein und verlassen, wie damals als sie im Schnee stürzte. Nur jetzt kann sie alleine aufstehen. 
Mattia Balossino Die Schuldgefühle, die ihn seit dem Verschwinden seiner Schwester quälen, verfolgen ihn sein ganzes Leben – ähnlich wie Alice die Essstörungen. Er ist zwar äusserst intelligent und schreibt nur Bestnoten, doch ausser dem schwulen Dennis, der sich in ihn verliebt hat, interessiert sich niemand für ihn. Als die Freundschaft mit Alice heranwächst, ist er skeptisch. Er sieht alles zu rational und kann sich nicht auf ihre Spiele und Ideen einlassen. So wird nie mehr zwischen den beiden, auch nicht, als er ihr von Michela erzählte. Während seiner Zeit in England, kam es einmal zu einem One Night Stand mit einer anderen Frau, kurz vor der Rückkehr nach Italien zu Alice. Doch ansonsten interessierte er sich nur für seine Arbeit und machte dabei auch einige Entdeckungen von wissenschaftlicher Bedeutung. Am Ende kehrt er wieder in die Einsamkeit zurück, dorthin wo er sich wohl fühlt.
(fba)

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