Rezesion: Berechnung von M.C. Poets

Published Aug 10, 2014

„Berechnung“, so der Titel des als E-Book erschienen Thriller von M.C. Poets. Ein Werk, das alles mitbringt, was ein grundsolides Buch dieses Genres mitbringen muss.

Die deutsche Touristin Hannah Marcks wird kurz vor dem Ende ihres Amerika-Urlaubs vom FBI verhaftet. Ihr wird vorgeworfen, sie sei die Serienmörderin Elsa Jones, die seit Jahren in den Staaten ihr Unwesen treibt und mindestens zwölf Menschen getötet hat. Hannah, die als studierte Mathematikerin fest daran glaubt, alles mit Logik erklären zu können, und entsprechend die Verwechslung schnell aus dem Weg räumen will, wird eines besseren belehrt: Zwei Jahre lang hält man sie gefangen und ein Gericht verurteilt sie gar zum Tode. Doch genau dann, als es eigentlich kein Entrinnen mehr gibt, erhält sie unerwartete Hilfe. 
Selbst nie in Amerika gewesen
„Berechnung“ ist der dritte Roman, den die Deutsche Autorin und Übersetzerin Maria Poets als E-Book veröffentlicht hat. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Werk, weil es in der E-Book-Bestenliste von Amazon auf Platz eins stand und trotz beinahe 200 Reviews eine hohe Durchschnittsbewertung aufwies. Also habe ich mir das E-Book gekauft, ohne dass ich je was vom Titel oder der Autorin gehört, geschweige denn gelesen habe.
Nach der Lektüre kann ich getrost sagen: Der Kauf hat sich gelohnt. „Berechung“ ist ein grundsolider Thriller, der allen Fans dieses Genres gefallen dürfte. Natürlich bedient sich Poets einer ganzer Reihe von Klischees, wenn es darum geht, die Amerikanische Lebensweise, die Arbeit des FBI und das Leben im Gefängnis zu beschreiben. Dies liegt daran, dass Poets – wie sie selbst zugibt – noch nie selber in Amerika war und sich ihr Wissen lediglich über andere massenmediale Kanäle und die vielen Bücher, die sie als Übersetzerin aus dem Englischen in die Deutsche Sprache überführt hat, angeeignet hat. Entsprechend vermittelt „Berechnung“ dem Leser kaum neue Eindrücke aus Amerika, was dem Lesevergnügen allerdings keinen Abbruch tut, denn von einem Thriller erwartet man ja auch nicht in erster Linie, dass man neues Wissen vermittelt und die anspruchsvollsten literarischen Formulierungen vorgesetzt bekommt. Nein, man erwartet vor allem Spannung – und die kann Maria Poets bieten. 
Hannah kann (zu) viel, aber nicht alles
Die Protagonistin Hannah Marcks finde ich eine gelungene Figur. Sie ist die Heldin und kann dank ihrer bestechenden Logik und ihren überragenden mathematischen und physikalischen Kenntnissen Dinge tun, die für normale Menschen undenkbar wären – oder können sie mit einem Scharfschützengewehr umgehen, obwohl sie noch nie geschossen haben, bloss weil sie die Umwelteinflüsse und die physikalischen Gesetze richtig berechnen können? Wohl kaum. Hannah Marcks jedenfalls kann es, auch wenn es genau diese Aspekte des Thrillers sind, die teilwese etwas gar weit hergeholt wirken.
Immerhin ist Hannah Marcks aber keine völlig unrealistische Superheldin, wie das beispielsweise Alex Sontheim im Thriller „Unter Haien“ von Hele Neuhaus ist. Marcks hat beispielsweise Probleme, Nähe zu zulassen und den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen – auch das ist zwar ein Klischee bei überdurchschnittlich begabten Personen, aber in diesem Fall dient es doch irgendwie der besseren Identifikation mit Hannah Marcks.
Die Handlung des Thrillers ist geradlinig, ohne viele unnötige Schnörkel und wartet an verschiedenen Stellen mit einigen unerwarteten Wendungen auf. Auch die Referenzen auf aktuelle Entwicklungen in Amerika und dem Rest der Welt (NSA-Affäre, Edward Snowden, Tötung von Osama bin Laden etc.) tun dem Werk gut. Alles in allem ein gelungener Thriller. (fba)



Bibliografische Angaben:

Titel: Berechnung
Autor: M.C. Poets
Seiten: 339
Erschienen: 2014
Verlag: Amazon Media EU
ASIN: B00KLHVH7M
Bewertung: 

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