Published Jan 19, 2013Inhalt
„Koitus mit der Meerjungfrau“ von Philip J. Dingeldey besteht aus neun unterschiedlich langen Kurzgeschichten. Inhaltlich thematisiert der junge Autor jeweils Charaktere am Rande der Gesellschaft, die sich meist an Orten aufhalten, die man im Alltag so gut wie möglich zu umgehen versucht.
In „Exkremente“ geht es um eine obdachlose Frau, die in einer Grossstadt lebt und sicher ihren Lebensunterhalt mit Betteln und käuflichem Sex verdient. In der Geschichte, die dem Buch den Titel gab, beschreibt der Autor den Alltag eines Journalisten, der wegen einer verbalen Entgleisung während eines Interviews seinen Job verloren hat und immer tiefer absank. Mittlerweile lässt er sich jeden Abend voll laufen und ist verbittert. Die dritte Geschichte mit dem Titel „Die Tafelkaste“ handelt von einem jungen Mann, der ein Philosophiestudium abgeschlossen hat, jedoch in der freien Wirtschaft nicht Fuss fassen konnte. Nun lebt er von Harz IV und ernährt sich jeweils von einer Suppenküche, die von freiwilligen Helfern betrieben wird.
In „Arabischer Sandkasten oder Momentaufnahme“ widmet sich Dingeldey einem aktuellen Thema. Ein Journalist und ein Fotograf sind in der Wüste unterwegs und versuchen eine Geschichte über den Arabischen Frühling zu finden, die noch niemand gemacht hat. Statt zum Erfolg zu gelangen, finden beide den Tod. Die Kurzgeschichte „Popologie“ widmet sich einem sehr heiklen Thema, nämlich der katholischen Kirche und sexuellen Übergriffen. Auf brutale Art und Weise wird dabei die Vergewaltigung eines Ministranten durch einen Priester geschildert. „Des Künstlers freie Seele beim Erguss“ ist dann wieder die typische Geschichte eines Aussenseiters der Gesellschaft. Diesmal ein Künstler, der versucht, von seiner Arbeit zu leben, jedoch die meiste Zeit betrunken ist und seine Miete nicht mehr bezahlen kann.
Die darauffolgende Geschichte „Die Vergessensmaschine“ greift ein ganz anderes Thema auf. Ein 17-Jähriger leidet an einer äusserst seltenen Krankheit und wird bald sterben. Damit er seine letzten Wochen so intensiv wie möglich erleben kann, entscheidet er sich, alle seine Erinnerungen zu löschen, damit er alles nochmals neu erfahren kann. „Das Wattezeitalter“ ist eine sozialkritische Kurzgeschichte rund um den von Hollywood und den Medien vermittelten Schlankheitswahn bei jungen Frauen. Die letzte Geschichte mit dem Titel „Hiob 2.0“ setzt sich wiederum kritisch mit dem Thema Religion und Glaube auseinander, sowie der Frage, ob Gott allmächtig sei oder nicht.
Charakteranalyse
Eine Charakteranalyse ist zu diesem Werk nicht möglich, da es sich um mehrere Kurzgeschichten handelt. (fba)
Hiob 2.0 – echt genialer Einfall 🙂
@ John Core:
Ja, das stimmt. Die Story ist auch heftig.
Hast du das Buch schon gelesen? Ich fand es genial, wenn auch ziemlich brutal – aber so ist das Leben.
LG,
Martin