Inhaltsangabe: Ganz normale Helden von Anthony McCarten

Inhalt 

Donald Delpe ist seit beinahe einem Jahr tot. Er starb an Leukämie im Alter von 14 Jahren. Seine Familie hat nach wie vor mit dem Verlust zu kämpfen. Mutter Renata fühlt sich allein gelassen und von niemandem verstanden. Sie sucht Trost im Internet, wo sie in einem Chat mit „Gott“ auf Hilfe hofft. Ihr Mann Jim kann sie nicht mehr erreichen. Sie haben getrennte Schlafzimmer und streiten sich immer häufiger. Aus diesem Grund steckt Jim all seine Hoffnung in ein Cottage, ausserhalb der Stadt, wo er mit ihr und dem gemeinsamen Sohn Jeff einziehen will, um die tragischen Ereignisse hinter sich zu lassen. Jedes Wochenende fährt er raus und hilft beim Bau des Cottage. Jeff, der nach dem Tod von Donald so etwas wie der Kitt der Ehe seiner Eltern war, hat die Nase voll. Die übermässige Sorge und Kontrolle seiner Mutter geht ihm dermassen auf den Geist, dass er sein Elternhaus Hals über Kopf verlässt und bei einem Freund untertaucht. 
Die Eltern machen sich natürlich sorgen und suchen verzweifelt nach Jeff. Die einzige Spur, die sie haben, ist ein Onlinespiel names Life of Lore, von dem Jeff Post nach Hause geschickt bekommen hat. Jim lässt sich vom Informatiker seiner Anwaltskanzlei in das Onlinespiel einführen und versucht, auf diesem Weg mit seinem Sohn in Kontakt zu treten. Renata sagt er nichts davon. Sie hat genügend eigene Probleme, die immer dramatischere Formen annehmen. Sie sprayt ein riesen Graffiti mit einer Nachricht an Jeff an eine Wand, sie steht vor dem grössten Einkaufszentrum der Stadt, verteilt Flyer und trägt hinten und vorn ein Plakat mit einem Foto von Jeff drauf, und zu guter letzt setzt sie einen Finderlohn von 100 000 Pfund aus, obwohl sie nicht annähernd so viel Geld besitzt. 
So vergeht die Zeit. Renata sucht Jeff und online um Hilfe, Jim arbeitet sich in Life of Lore nach oben, damit er mit Jeff in Kontakt treten kann, und baut jedes Wochenende am Cottage und Jeff ist bei seinem Freund Lenny. Dieser ist Musiker und Jeff glaubt, dass er ein Genie ist und will ihn vermarkten.

Das Onlinespiel nimmt Jim immer mehr in Beschlag. Die neue Welt fasziniert ihn und er hat im Avatar von Luther einen Mentor gefunden, der auch seinen Sohn, der im Spiel „Merchant of Menace“ heisst, ausgebildet hat. Jim ist eifersüchtig auf die Beziehung zwischen Luther und seinem Sohn, was ihn noch mehr anstachelt. Er verbringt immer mehr Zeit online und vernachlässigt deswegen seine Arbeit. Es unterläuft ihm ein folgenschwerer Fehler, den die Firma 1,2 Millionen kostet. Seine Kollegen werden langsam unruhig, suchen das Gespräch mit ihm und wollen ihn zu einer Auszeit überreden. Jim ist aber uneinsichtig. Im Onlinespiel kommt er schnell voran, ist mittlerweile auf demselben Level wie Jeff. Sie chatten miteinander. Dabei erfährt Jim, der sich als 22-jähriger Australier ausgibt, dass Jim seinen Vater hasst und ihn als Feigling ansieht. Weiter erzählt ihm Jeff, dass er eine Online-Bildergalerie betreibt und dort die Bilder von Donald verkauft und spielt zudem darauf an, dass er ein Geheimnis hütet, das seine Eltern schockieren würde. 

Der erste Todestag von Donald nähert sich. Renata möchte diesen mit Donalds Freunden feiern, doch diese zeigen kein grosses Interesse. Am Todestag sind sie dann aber trotzdem auf dem Friedhof und gedenken ihrem verstorbenen Freund. Jim kommt derweil hinter Jeffs Geheimnis: Jeff ist schwul (zumindest im online Spiel) und Luther ist sein Herr. Diese Erkenntnis schockiert Jim und er versucht immer intensiver, mit seinem Sohn in Kontakt zu treten. Dabei wird er zu aufdringlich und Luther und Jeff bekommen Wind davon. Mit einem geschickten Schachzug findet Jeff heraus, dass „Agi“, wie Jim in Life of Lore heisst, sein Vater ist. Dies gefällt ihm gar nicht. 

Jim, der mittlerweile mit seiner Frau ins Cottage gezogen ist, wird in der Firma beurlaubt. Er ist wütend deswegen und versteift sich auf die Idee, das alles besser wird, wenn er Luther im Life of Lore tötet, was ihm dann auch gelingt. Gleichzeitig lernt er im Life of Lore eine hübsche, junge Frau namens Kyla kennen, mit der er intensiv flirtet und später gar virtuellen Sex hat. Ihre Beziehung wird immer intensiver und Kayla will, dass sie sich im richtigen Leben treffen. Das geht dann Jim doch zu weit, aber als sie an seine Natelnummer gekommen ist und ihn mit Nachrichten und Anrufen belästigt, willigt er schliesslich ein. 
Jeff, dem es seit der Entdeckung, dass sein Vater ihn online ausspioniert hat, nicht so gut gut geht, trifft sich im richtigen Leben mit Luther. Er ist zwar zuerst enttäuscht vom Aussehen und der Person. Dennoch fühlen sie sich verbunden und Jeff macht seine ersten sexuellen Erfahrungen mit einem Mann. Gestärkt davon, will Jeff all seinen Mut zusammen nehmen und seinem Freund Lenny gestehen, dass er sich in ihn verliebt hat. Doch genau als er das tun will, beichtet ihm dieser, dass er alle Songtexte nur geklaut hat und weit davon entfernt ist, ein Genie zu sein. Lenny schickt Jeff aus dem Haus. Dieser weiss nicht mehr weiter und flüchtet zu Luther. 
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Jeff erfährt, dass Luther im Life of Lore nach seinem Tod den Charakter Kayla erschaffen hat, um sich an Jeffs Vater zu rächen. Dafür, dass er ihn umgebracht hat und dafür, dass er Jeff nachspioniert hat. Luther hat als Kayla ein Treffen mit Jim ausgemacht, hatte jedoch nicht vor, selber dorthin zu gehen, sondern hat Renata kontaktiert und sie ebenfalls zum Treffpunkt geschickt, damit sie sehen könne, dass ihr Mann eine Affäre hat. Als Jeff davon erfährt, dreht er durch, jagt Luther zum Teufel und kann seinen Vater mit einem Anruf gerade noch davor warnen, dass Kayla eine Falle ist, die seine Ehe endgültig zerstören würde. Renata, Jim und Jeff treffen sich danach im Cottage zu einer Aussprache. 
Charakteranalye
Jeff Delpe: Nach dem Tod seine Bruders hat Jeff eine schwere Zeit zu durchleben. Er fungiert als Kitt für die Ehe seiner Eltern, muss sich permanent mit dem Überwachungs- und Kontrollwahn seiner Mutter rumschlagen und zudem vermisst er seinen Bruder. Er schickt ihm SMS auf das Handy, das er ihm mit in den Sarg gelegt hatte. 
Nach einem Jahr wird ihm alles zu viel. Er reisst von zu Hause aus, kommt bei seinem Freund Lenny unter. Dort hat er seine Ruhe, kann im Onlinespiel Life of Lore sein wahres Ich ausleben und erst noch ein wenig Geld verdienen. Dass er schwul ist, weiss er eigentlich schon lange. Eingestehen wollte er es sich aber nie. Er versteckte sich hinter vielen Affären mit immer wieder wechselnden Mädchen. Als er dann seinen „Online-Herrn“ Luther erstmals im richtigen Leben trifft, macht er seine ersten sexuellen Erfahrungen mit einem Mann. Diese lassen ihn verwirrt zurück, aber bestärken ihn auch darin, Lenny seine Liebe zu gestehen. 
Seine Eltern vermisst er, ihre Hilfe könnt er in dieser schwierigen Phase des Erwachsenwerdens gut gebrauchen. 
Jim Delpe: Jim ist ein ruhiger und besonnener Mann, der als Anwalt erfolgreich ist. Wie er über den Verlust seines Sohnes hinweg kommen will, weiss er jedoch nicht. Mit seiner Frau kann er nicht darüber reden, sie ist ihm zu hysterisch, zu übertrieben. Wenn sie miteinander sprechen, streiten sie nur. Jim vergräbt sich daraufhin in der Arbeit und an den Wochenende baut er am neuen Cottage, in das er grosse Hoffnungen steckt. Die Erfahrungen, die er im Onlinespiel Life of Lore macht, faszinieren ihn. Er wird süchtig, kann sich kaum mehr daraus lösen.
Renata Delpe: Sie wählt einen anderen Weg der Trauerbewältigung. Bereits während Donalds Krankheit hatte sie Tage und Wochen damit verbracht, Literatur und Ratgeber über die Krankheit und deren Auswirkungen zu lesen. Das tut sie nun auch nach dem Tod von Donald. Sie liest über Trauer, sucht im Internet nach Hilfe. Doch im richtigen Leben kommt sie überhaupt nicht mehr zu Recht. Sie hat das Gefühl, dass niemand sie versteht. Das geht sogar soweit, dass sie sich das Leben nehmen will, um wieder bei Donald zu sein. (fba)

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