Rezension: Der Fänger im Roggen von J. D. Salinger

„Der Fänger im Roggen“, das weltbekannte Werk von J.D. Salinger – Ich habe mich entschieden, dieses Buch für meine Abschlussprüfungen zu lesen, weil ich wissen wollte, ob es tatsächlich so gut ist, wie alle sagten.

Die Hauptperson ist Holden Caulfield, ein 16-jähriger Junge, der im Jahre 1949 zum wiederholten Male von der Schule flog und sich nun während eines Wochenendes (Samstag bis Montag) in New York herumtreibt. Die gesamte Handlung des Werks ist aus der Sicht von Holden beschrieben, seine Gedanken, seine Erlebnisse und auch seine Ängste sind ein somit der zentrale Teil des Werks. Man erkennt bereits nach wenigen Sätzen, dass es sich in diesem Buch um einen Teenager handeln muss, denn die Sprache ist gekennzeichnet von vielen Slangausdrücken, Wiederholungen und dem häufigen Gebrauch von Fluchwörtern und Beschimpfungen. Durch diese Anpassung der Sprache durch Salinger wird das Buch authentischer und die Erlebnisse von Holden dadurch noch glaubwürdiger. Auch die Ironie und der beissende Sarkasmus, der in den Erzählungen und Überlegungen von Holden stets mitschwingt, macht das Lesen dieses Werks zu etwas Besonderem.

Eine verlogene, affektierte und künstliche Welt

Doch die Geschichte vermag nicht nur formell, sondern vor allem auch inhaltlich zu überzeugen. Aus den Gedanken und Handlungen von Holden kann man erkennen, dass er ein sehr schwieriger Fall ist. Sein grösstes Problem ist, dass er sich gegen alleszu wehren versucht, das aus der Erwachsenenwelt kommt. Er bezeichnet diese Welt als „phony“, was soviel bedeutet wie verlogen, affektiert und künstlich. Dieser Umstand kann einerseits als starke Kritik an der damaligen Gesellschaft angesehen werden, andererseits zeigt er aber auch, was Holden von den Erwachsenen hält. Deshalb ist es aus seiner Sicht auch nicht mehr als verständlich, dass er alles unternehmen will, um nicht zu einem dieser „phonies“ zu werden. Aus diesem Grund versucht Holden sich so stark wie möglich von den anderen abzugrenzen. Er weigert sich Regeln einzuhalten, hat Probleme Beziehungen einzugehen und er trägt auch immer einen roten Jägerhut – verkehrt herum. Holden ist ein Einzelgänger und hat nur sehr wenige Menschen, die ihm etwas bedeuten. Es sind dies unter anderem Jane Gallagher, seine heimliche Liebe, sowie seine Geschwister Phoebe und Allie.
Holdens Lebenstraum

Allie starb an Leukämie und dies verursachte in der Familie von Holden grosse Probleme, was dazu führte, dass Holden dieses Trauma nie verarbeiten konnte. Auch zu seiner Schwester Phoebe hat er eine sehr spezielle Beziehung, denn sie ist es, die ihm am Ende des Werks trotz ihres zarten Alters von 10 Jahren die Augen öffnet:

Phoebe fragt ihn nämlich, was er denn gerne mache und was er werden möchte. Darauf findet Holden keine wirkliche Antwort, denn bisher hat er sich immer vorgestellt, dass er der Fänger im Roggen sei. Hinter diesem Roggenfeld, wäre eine Klippe und er müsse die Kinder, die auf diesem Roggenfeld spielten, vor dem Sturz von der Klippe, vor dem Sturz in die Erwachsenenwelt bewahren. Neben dieser Vorstellung, die dem Buch seinen Namen gab, hatte Holden noch einen anderen Lebensplan. Er wollte gegen Westen trampen und irgendwo im Niemandsland zusammen mit seiner Partnerin in einer einsamen Hütte leben und er würden nicht mit ihr sprechen. Dies, so glaubt er, würde ihn davon abhalten „phony“ zu werden.

Jagdhut als Zeichen der Verantwortung

Als er sich dann vor seiner Reise nach Westen von seiner Schwester verabschieden will, kommt diese mit gepackten Koffern und möchte mit ihm reisen. In diesem Moment erkennt Holden, dass er eine Vorbildfunktion hat, die er nicht einfach von sich weisen kann, dass er eine Verantwortung trägt für seine Schwester und diese auch wahrnehmen muss – er muss erwachsen werden.

In der darauffolgenden Schlussszene des Werks ist erneut diese Schlüsselerkenntnis von Holden das zentrale Thema. Auf sehr gelungene Weise beschreibt Salinger die Szene, in der Phoebe und Holden vor dem Karussell stehen. Phoebe setzt Holden seinen Jägerhut, den er ihr geschenkt hat, korrekt auf den Kopf und begibt sich aufs Karussell. Das Drehen des Huts steht dabei sinnbildlich für die Akzeptanz der Normalität, der Erwachsenenwelt seitens von Holden. Die Tatsache, dass Holden seine kleine Schwester allein aufs Karussell lässt, dies obwohl er Angst um sie hat, zeigt, dass er nun erkannt hat, dass es nicht seine Aufgabe ist, alle Kinder zu schützen und dass es wichtig ist, dass die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen können, um erwachsen zu werden.

Als Schlussfazit kann ich den „Fänger im Roggen“ jedem als Lektüre wärmstens empfehlen, am besten in der Originalversion. Trotz den vielen unterhaltsamen und lustigen Erzählungen und Gedankengängen von Holden beinhaltet das Buch eine tiefere Bedeutung, die von Salinger sehr geschickt eingeflochten wurde – ein Werk, welches die vielen positiven Kritiken mehr als verdient.

Bibliografische Angaben

Titel: Der Fänger im Roggen
Autor: J. D. Salinger
Seiten: 272
Erschienen: 1951
Verlag: rowohlt
ISBN-10: 3499235390
ISBN-13: 978-3-499-23539-9
Bewertung: 5/5


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