Rezension: Legend – Schwelender Sturm von Marie Lu

„Legend – schwelender Sturm“ ist der zweite Teil der Triologie der Amerikanischen Autorin Marie Lu, der sich um die beiden Teenager June und Day dreht. Mit dem überzeugenden ersten Teil vermag das Werk nicht mehr mitzuhalten, bietet jedoch noch immer eine anständige Lektüre. 
June und Day fliehen aus der Hauptstadt und machen sich auf den Weg nach Los Angeles, wo sie sich den Patrioten anschliessen wollen. Dort angekommen, erfahren sie, dass der Elektor der Republik gestorben ist und sein Sohn Anden die Macht übernommen hat. Die Patrioten erklären sich bereit, Day und June aufzunehmen und sich um den verletzten Day zu kümmern – allerdings nur unter der Bedingung, dass die beiden ihnen helfen, den neuen Elektor der Republik zu ermorden und dadurch eine Revolution anzuzetteln, um die Republik und die Kolonien  wieder zu vereinen. Aufgrund mangelnder Alternativen entschliessen sich Day und June, den Deal anzunehmen. Doch schon bald keimen Zweifel auf, ob der neue Elektor tatsächlich ein so schlechter Mensch ist und umgebracht werden soll oder ob nicht vielleicht die Patrioten auf der falschen Seite stehen. 

Komplexität tut der Handlung gut

Im zweiten Teil gelingt es Marie Lu auf überzeugende Art und Weise die ziemlich isolierte Geschichte von June und Day, wie sie im ersten Band erzählt wird, in einen grösseren Gesamtkontext zu stellen. Genau wie die beiden Protagonisten erfährt auch der Leser im zweiten Band, wie es um die Republik wirklich steht. Dass praktisch alles, was Day und June über die Stärken der Republik zu wissen glaubten, reine Propaganda war und ihre Heimat im Vergleich zum Rest der Welt technologisch weit hinterher hinkt. Diese neue Dimension bringt eine neue Komplexität hinein, die der Handlung gut tut. Sie hätte für meinen Geschmack allerdings noch etwas mehr ausgearbeitet werden dürfen – vor allem zu Gunsten der im folgenden Abschnitt aufgeführten Punkte:

Zu langatmig und gefühlsduselig

Neben dieser Steigerung gibt es jedoch auch drei Aspekte, in denen der zweite Band im Vergleich zum ersten nachgelassen hat. Erstens ist die Wirkung der Tatsache, dass die Kapitel jeweils abwechselnd aus der Sicht von Day und June erzählt werden, nicht mehr allzu gross, da die beiden viel häufiger zusammen unterwegs sind und dieselben Ziele verfolgen. Es ist nicht wie im ersten Band, als sie mit unterschiedlichen Motivationen gegeneinander gearbeitet haben und der Perspektivenwechsel daher ein interessantes Stilmittel war. Zweitens rückt die Beziehung zwischen den beiden inklusive ihrer Gefühle und Schwärmereien füreinander stellenweise etwas zu sehr ins Zentrum, was den Lesefluss unterbricht und den Schwung aus der an sich nach wie vor mit viel Potenzial ausgestatteten Zukunftsvision nimmt. Drittens – und dieser Punkt wiegt nahezu am schwersten – werden gewisse Punkte aus dem ersten Band nicht wieder aufgegriffen. Obwohl die Handlung praktisch nahtlos am ersten Band anschliesst, wird beispielsweise nie erklärt, weshalb die Testergebnisse von Day gefälscht waren oder was genau es mit der Seuche auf sich hat.

Trotzdem bietet auch der zweite Teil der Legend-Trilogie gute Unterhaltung, wenn auch nicht mehr ganz so viel Spannung wie noch im ersten Teil. (fba)


Bibliografische Angaben:

Titel: Legend – Schwelender Sturm
Autor: Marie Lu
Seiten: 448
Erschienen: 2013
Verlag: Loewe

ISBN-10: 3785573952
ISBN-13: 978-3785573952
Bewertung:  

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