Published Mrz 19, 2014In diesem Text geht Stuart Hall der Frage nach, wie das Konzept der Rasse in den Medien konstruiert wird. Dafür hat er verschiedene massenmediale Produkte (Zeitungen, TV-Berichte, Filme und Serien) in Grossbritannien analysiert. Sein Grundannahme beruht darauf, dass er davon ausgeht, dass die Medien sehr stark mit Alltagskonzepten arbeiten. Zudem definiert er anfänglich den Ideologie-Begriff, da dieser eine zentrale Rolle einnimmt, wenn es um die Konstruktion des Konzepts von Rasse geht. Dabei macht er drei Punkte stark:
- Eine Ideologie ist nicht ein einzelnes Element, sondern es ist eine Kette von Elementen.
- Ideologien entstammen nicht der Idee eines einzelnen Individuums, sondern die Individuen formulieren Absichten innerhalb einer Ideologie, in die sie zumeist hineingeboren wurden.
- Eine Ideologie zeichnet sich dadurch aus, dass sie es schafft, Identifikationen und Wissenspositionen zu etablieren, die es ermöglichen, ideologisch geprägte Aussagen als Wahrheit zu verkaufen.
Ideologien sind für Stuart Hall also in erster Linie Praxen und Institutionen, die den dominanten gesellschaftlichen Diskurs sinnvoll gestalten.
In der Folge unterscheidet Hall zwischen explizitem und implizitem Rassismus. Mit explizitem Rassismus meint er die bevorzugte Berichterstattung in den Medien über bestimmte Parteien und mit implizitem Rassismus die Tatsache, dass die Medien zwar scheinbar neutral berichten, dabei aber auf unhinterfragte, rassistische geprägte Grundannahmen zurückgreifen. Dazu zählt er die klassischen Schemata von Herrschaft vs. Unterwerfung und überlegen vs. unterlegen. Dies ist gemäss Hall die häufigere Form des Rassimus. Zudem macht Hall darauf aufmerksam, dass die gesamte Berichterstattung in den Medien immer aus der Perspektive des „Weissen Auges“ konzipiert wird. Das heisst, die Medien berufen sich auf die Geschichtsschreibung der Weissen, also der Sieger im Kampf gegen die Schwarzen. Diese Tatsache sieht man in der Berichterstattung nicht direkt, aber sie ordnet alles, worüber berichtet wird.
Hall skizziert danach verschiedene klassische Rollenbilder, die für die westliche Gesellschaft typisch sind. Da wäre einerseits die Sklavenfigur. Dies ist zumeist der ergebene, gute Diener, der aber trotzdem oftmals die Tendenz hat, abzuhauen oder sich hinterlistig zu verhalten. Weiter beschreibt Hall die Eingeborenen. Sie leben in Stämmen oder Horden, praktizieren ungewöhnliche Rituale, sind teilweise Kannibale und stellen dadurch eine barbarische und zugleich bedrohliche Form des menschlichen Daseins dar. Als Gegenpol dazu gibt es den einsamen Weissen, der alleine gegen das Schicksal kämpft und versucht, die Barbaren zu bändigen.
Clowns und Entertainer sind eine weitere Rollenkategorie, die Hall erarbeitet. Diese spielen – genauso wie schwarze Charaktere in Komödien – oftmals mit eben diesen rassistischen Rollenklischees, die zumeist im ganz traditionellen Schema der Überlegen- und Unterlegenheit daherkommen. Das Problem dieser Art von Humor ist gemäss Hall, dass die Tatsache, dass über Rassismus gelacht wird, dazu führt, dass Rassismus als etwas Normales betrachtet wird. Zudem sind die Schwarzen oftmals auch die Bösewichte und Kriminellen in Filmen und Serien.
Zudem bemängelt Hall, dass die Massenmedien, wenn sie über Rassenprobleme berichten, oftmals die wahren Gründe und Ursachen verschlucken, und dafür mit den bestehenden, rassistisch geprägten Rahmungen an die Sache herangehen. So wird beispielsweise in einer TV-Sendung über das Einwanderungsproblem erklärt, dass das Problem der Einwanderung darin begründet liege, dass es zu viele Schwarze gibt. Diese Aussage wird belegt mit der steigenden Anzahl von Schwarzen und so wird dann die Frage aufgeworfen, was man dagegen tun kann. Mit dieser Einleitung, die sich auf eine rassistische Logik stützt, ist bereits vorgegeben, mit welchem Konzept von Rasse die darauffolgende Diskussion geführt wird. (fba)